Bergtour zum Discountpreis: Im Ameisenschritt erklimme ich Mount Batur auf Bali (und es ist wunderschön!)
Letztes Update am 31.12.2024 14:05 Uhr
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"Ich bitte dich, mit den anderen Tourteilnehmern nicht über den Preis zu diskutieren." So begrüßt mich unser Tourguide, der mich Nachts an meinem Hotel in Ubud abholt. In windeseile kassiert er das Geld vor dem stockdunklen Eingang zur Hotellobby. Diskret wie bei einem Drogendeal wechseln die Geldscheine ihren Besitzer. Erst gestern hatte ich die Sonnenaufgangstour auf den Mount Batur beim Mopedfahrer meines Vertrauens gebucht.
Verschlafene Gesichter erblicken mich beim Einstieg in den Minivan, der uns in den Norden Balis befördert. Es ist ein Wettrennen gegen die Zeit, denn schon kurz vor sechs Uhr wird die Sonne aus ihrem Schlaf erwachen. All der Stress von der Autofahrt verfliegt schlagartig bei der Ankunft am Mount Batur. "Jetzt wird erstmal noch ein Kaffee getrunken und ein Pancake gegessen.", verkündet unser Tourguide.
Ein Kaffee in Indonesien, das ist gemahlenes Robsutakaffepulver verrührt mit heißem Wasser. Ungeflitert und ohne Milch. Ich verzichte und bestelle stattdessen einen Schwarztee.
Nicht nur der Kaffee muss ohne Milch auskommen, auch der Pfannkuchenteig ist lediglich mit Wasser angerührt. Ein Zentimeter dick ausgestrichen und ohne nennenswerte Bräunung landet der Pfannkuchen auf meinem Teller. Anstatt meine Beine beim Bergesteigen zu trainieren, trainiere ich meinen Unterkiefer dabei, einen geschmacklosen Teigklumpen zu zerkauen.
Eine Kanadierin bemerkt sofort, dass ich als einziger aus unserer Gruppe keinen Kaffee trinke: "Trinkst du auch in Deutschland keinen Kaffee?" "Doch schon, aber hier schmeckt mir der Kaffee nicht so." "Interessant, also ich finde den Kaffee gut." Erinnerungen werden wach an meine ehemalige amerikanische Gastfamilie, die ausschließlich etnkoffeiinierten schwarzen Kaffee der Marke Dunkin Donuts trank.
Noch bevor ich den letzten Schluck meines Schwarztees genießen konnte, wird bereits unser Tisch abgeräumt. Uns erwartet eine anderthalbstündige Wanderung durch die Dunkelheit. Ich bekomme eine Stirnlampe und reihe mich ein in den Ameisenmarsch bis auf die Spitze des Mount Batur.
Die größte Herausforderung der Wanderung besteht darin, keine anderen Touristen über den Haufen zu rennen. Durch die vielen Stirn- und Taschenlampen erstrahlt der Wanderweg, als gäbe es hier am Berg eine Straßenbeleuchtung. Immer wieder stoppen andere Touristen und ringen nach Luft oder übergeben völlig außer Puste ihren Rucksack an einen der unzähligen Reiseführer. Eine gewisse Grundfitness braucht es, um den Mount Batur zu besteigen.
Am Aussichtspunkt angekommen, verteilen sich die Touristenmassen. Entspannung setzt ein, als die Sonne sich am Horizont erhebt und den Himmel in warmen Orangetönen ausleuchtet. Die Sicht ist fantastisch und reicht bis zur Nachbarinsel Lombok, erkennbar an ihrem Wahrzeichen, dem Mount Rinjani.
Als zweites Frühstück serviert unser Tourguide Toastbrot und Eier, die in den heißen Schwefelquellen gekocht wurden. Auf dem Rückweg ins Tal bemerkt die Kanadierin in unserer Gruppe beiläufig: "Für umgerechnet 50 Dollar war das eine ganz gute Tour." Ich nicke zustimmend in dem Wissen, weniger als die Hälfte für die Tour bezahlt zu haben.
War die Tour meinen Preis wert? Ich denke ja. Den der Kanadierin? Ich denke, dass muss jeder für sich selbst entscheiden.
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